Kunst und Design: Ist KI hier eher Freund oder Feind?

Wer an künstliche Intelligenz (KI) denkt, hat meist selbstfahrende Autos, Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, Computerspiele oder auch ChatGPT vor Augen. Egal in welchem Bereich der Wirtschaft oder Wissenschaft, die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz scheinen schier unendlich. Überall dort, wo mathematische Modelle, automatisierte Abfragen und Abläufe oder wiederkehrende Muster eine Rolle spielen, ist KI ein Thema. Doch was ist mit der Kunst, genauer gesagt mit der Designbranche? Kann KI kreativ und künstlerisch sein? Ist KI hier eher Freund oder Feind?

ZUSAMMENFASSUNG

  • KI kann heutzutage technisch unterstützen und schneller Bilder und Grafiken erstellen
  • KI-Tools schaffen Raum für Inspirationen, können Arbeitsschritte aber nicht ersetzen
  • Faktor Mensch: viele Designschritte setzen Emotion, Erfahrung und Empathie voraus

Was macht KI so einzigartig und faszinierend?

Künstliche Intelligenz bezeichnet im weitesten Sinne ein Computersystem, das in der Lage ist, große Datenmengen zu verarbeiten, darin Muster oder Abhängigkeiten zu erkennen und diese selbstständig zu nutzen. Solche KI-Anwendungen sind heute in der Lage, Gesichter zu erkennen oder zu verändern (FaceAPP), die schnellste Ausweichroute auf der Autobahn vorzuschlagen (Navi-Apps) oder bestimmte Daten in kürzester Zeit zu erfassen, zu erweitern, neu zu ordnen und in einer dem Menschen sehr ähnlichen und verständlichen Logik zu präsentieren (ChatGPT). Ähnlich funktionieren KI-Werkzeuge im Design.

Was können KI-gestützte Design-Tools heute?  

Viele Tools nur im Abo oder als Beta

Es gibt viele KI-gestützte Design-Tools, die Vorschläge für Farben und Logos machen, Schriften ausspucken oder sogar Layouts für Webseiten generieren (z.B. design.ai oder uizard.io). Die Ergebnisse sind jedoch oft begrenzt, ernüchternd oder wenig originell. Gerade bei professionellem Design mit vielen spezifischen Vorgaben stoßen diese Tools schnell an ihre Grenzen. Für den einfachen Anwender und die private Homepage manchmal hilfreich, für professionelles Design jedoch unzureichend.

Mit midjourney und Bing Image Creator gibt es beispielsweise auch Tools, die speziell mit und nach bestimmten Vorgaben arbeiten können. Per Text in ganzen Sätzen oder mit sogenannten „prompts“ (eine Art Schlagwort) wird dort die KI beauftragt. Diese erstellt dann aus den vorgegebenen Schlagworten und allen hinterlegten Daten ein semantisches Netz und setzt dieses in Entwürfe, Skizzen und Illustrationen um. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto beeindruckender das Ergebnis. Ein Ort für schnelle Ideen und viel Inspiration? Ja und nein. Denn neben schnellen Ergebnissen gibt es auch einige Nachteile. Viele Tools sind ohne Abonnement nur eingeschränkt verfügbar oder befinden sich noch in der Beta-Phase. Die Bedienung ist oft umständlich oder nicht in allen Sprachen verfügbar. Von einer praktischen Arbeitserleichterung kann hier (noch) keine Rede sein.

Der menschliche Faktor ist nicht ersetzbar

Dennoch entwickeln sich KI-Tools in einem rasanten Tempo und könnten in naher Zukunft immer wertvollere Vorteile bieten. Allein das Sammeln riesiger Datenmengen und das immer bessere Erkennen von Mustern wird den Umgang in der Arbeit mit Kund:innen und Zielgruppen verändern. Man denke hier allein an das Anpassen von Brandings für unterschiedliche Märkte oder vielfältige Personalisierungen. Hier kann KI unterstützen, doch es bleiben viele Designschritte, die Emotion, Erfahrung, Empathie voraussetzen. Also rein menschliche Attribute. So werden im professionellen Kreativprozess z. B. Skizzen, Wireframes und Moodboards erstellt, präsentiert, diskutiert, verändert und so schrittweise optimiert. Weitere Aspekte und Einflussmöglichkeiten wie Deadlines, Budget- und CI-Vorgaben sowie menschliche Inspiration sind dabei nicht ersetzbar.

Unser Fazit

Fakt ist: KI kann heutzutage technisch unterstützen und schneller Bilder und Grafiken erstellen, aber sie kann keine Geschichte verkaufen. Noch nicht, denn Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt wesentlich verändern. Sie hängt dabei nicht zwingend Menschen ab, aber bald diejenigen, die sich ihr verweigern, statt sie aktiv zu nutzen. Bis dahin bleiben die menschlichen Designer:innen mit ihren Erfahrungen, Emotionen, Fantasien, der Fähigkeit von Empathie und Vernunft sowie schlicht menschlicher Intelligenz unverzichtbar.

KI braucht immer einen Input, um zu glänzen. Aber: Manchmal ist Kommissar Zufall der finale Ideengeber für künstlerisches Schaffen. Eine Szene in der U-Bahn, eine Form auf einem Plakat, ein neuer Farbton im Schaufenster oder ein neues Wort. Hier schafft der Mensch noch eine Transferleistung, die eine KI nicht beherrscht.